Lecture: Sexualisierte Gewalt und Scham aus personzentrierter Perspektive

Kein anderer Affekt berührt unser Selbst und unsere Identität so tief wie die Scham. Wer sich schämt, fühlt sich als Person als Ganzes bloßgestellt, entwertet und gedemütigt. Bei Personen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, ist das Gefühl der Scham nochmals stärker ausgeprägt. Ihr Selbstkonzept ist häufig fragil und von negativen Selbstzuschreibungen geprägt. Um das Erleben dieses bedrohlichen Gefühls zu vermeiden, wird Scham zumeist verzerrt oder unvollständig symbolisiert oder bleibt dem inneren Erleben gänzlich versperrt.

Dieser Vortrag geht näher auf das Wesen, die Funktionen, Formen und Erscheinungsarten von Scham ein. Er unterscheidet zwischen einer gesunden, den eigenen intimen Raum schützenden und einer traumatischen oder maladaptiven Form von Scham. Der Hauptfokus liegt dabei auf der Scham im Erleben von Betroffenen sexualisierter Gewalt. Das Schamerleben wird aus personzentrierter Perspektive erklärt und Handlungsmöglichkeiten für die psychotherapeutische Praxis aufgezeigt.